Andachten / Impulse Archive - Seite 16 von 22 - Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

Liebe Gemeinde,

der Name dieses Sonntags trägt den Namen „Kantate“ – Singt!

In der Tat wären unsere Gottesdienste gar nicht denkbar ohne Musik und Gesang. Martin Luther vertrat die These, dass der, der singt, doppelt betet – entsprechend leben unsere Gottesdienste auch von dem Gesang der Gemeinde, von der Musik, die unsere zahlreichen Chöre und Bläserchöre im Gottesdienst zu Gehör bringen und natürlich von der Orgel, der Königin der Instrumente. Wenn wir ab dem 17. Mai endlich wieder Gottesdienst feiern dürfen, ist aber genau der Gesang das, was wir aufgrund drohender Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus nicht tun dürfen. Das ist schade und wird uns allen sicherlich mehr als schwer fallen, es muss uns aber nicht daran hindern, trotzdem auch mal ein geistliches Lied vor uns hin zu summen und dabei zu bedenken. In diesem Sinne lade ich Sie und euch herzlich ein, das Wochenlied des Sonntags Kantate „Du meine Seele, singe“ zu singen, trällern, pfeifen. Paul Gerhardt hat dieses Lied als

Nachdichtung des Psalms 146 verfasst.

Paul Gerhardt war nicht nur Dichter, er war Pfarrer und Theologe – und wusste, dass hier im hebräischen Originaltext das Wort „nefesch“ steht. Dieses Wort, das meist mit „Seele“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich „Kehle“, also den Ort im Körper, aus dem das Lob erklingt, die Sprache, der Gesang. „Gott loben“, Gott singen, ist etwas Ganzheitliches, mein ganzer Körper ist gefordert und meine Gefühle sind auch angesprochen. Genau darum kann Paul Gerhardt hier die Seele zum Singen auffordern, denn Kehle und Seele haben durchaus etwas miteinander zu tun: Viele Ängste und Sehnsüchte, viele seelische Empfindungen werden mit Hilfe meiner Kehle ausgedrückt. Die Kehle kann wie zugeschnürt sein, aber sie kann auch die eigene Stimmung, die eigene Stimme hindurchlassen und weinen oder schluchzen, brummen oder summen, oder auch singen, lachen, juchzen, jubeln und loben.

 

Im 146. Psalm betet der Psalmist:

Hallelujah! Lobt Gott!

Meine Lebenskraft lobe den Heiligen.

Ich will den Heiligen loben, solange ich lebe,

ich will für meinen Gott musizieren, solange ich bin.

Vertraut nicht auf Vornehme,

auf Menschen, bei denen keine Hilfe ist.

Verlässt sie ihr Geist, werden sie wieder zu Erde,

an jenem Tag, an dem ihre Pläne verloren gehen.

Glücklich die Menschen, deren Hilfe der Gott Jakobs ist,

deren Hoffnung sich auf den Heiligen, ihren Gott, richtet,

der Himmel und Erde gemacht hat,

das Meer und alles, was in ihm ist,

der seine Zuverlässigkeit ewig bewahrt.

Er schafft den Unterdrückten Recht,

gibt den Hungrigen Brot,

der Heilige lässt die Gefangenen frei.

Der Heilige öffnet die Augen der Blinden,

der Heilige richtet die Gebeugten auf, der Heilige liebt die, die gerecht handeln.

Der Heilige bewahrt die Fremden,

Waisen und Witwen richtet er wieder auf,

aber den Weg der Gewalttätigen macht er krumm.

Der Heilige herrscht ewig,

dein Gott, Zion, von Generation zu Generation.

Hallelujah, lobt Gott!

 

(Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache; „nefesch“, die Kehle oder die Seele, wird hier als „Lebenskraft“ übersetzt)

 

“Du, meine Seele, singe, wohlauf und singe schön”, so hat Paul Gerhardt gedichtet. Und wie ist es bei mir? Müssten die Werke Gottes, wie sie im Psalm aufgezählt sind, nicht auch bei mir einen Lobgesang auslösen? Die Worte gehen in mein Ohr, aber gelangen sie auch tief genug in mein Herz? Lösen sie dort einen unmittelbaren Lobgesang aus? Ich glaube, eine Schwierigkeit liegt schlicht und ergreifend darin, dass diese Zusagen mich in Wirklichkeit nicht betreffen. Ich bin weder unterdrückt, noch leide ich Hunger, ich bin weder blind noch von einer schweren Krankheit betroffen, ich bin nicht fremd in diesem Land und musste auch nicht als Waisenkind aufwachsen. Es geht mir so gut, dass ich immer Gefahr laufe, Gott zu vergessen und ihm für seine Werke zu danken. Immer wieder gibt es Zeiten in meinem Leben, in denen Gott bestenfalls als einer vorkommt, der im fernen Himmel thront, überirdisch und unnahbar, ein Gott, von dem ich gar nicht erwarte, dass er in mein Leben eingreift.

Ich glaube, für Menschen wie uns, die in einem reichen mitteleuropäischen Land leben, ist es nicht leicht, die Kraft der Worte des 146. Psalms nachzuspüren. Vielleicht haben wir ja sogar Angst davor, dass sich dieser Gott uns zu sehr nähert. Denn dann könnte es ja sein, dass er uns und unser geordnetes Leben stört. Eigentlich ist das Bild von einem lieben Gott im Hintergrund doch ganz schön, der mit seiner Allmacht dafür sorgt, dass alles so bleibt, wie es ist und keine einschneidenden Veränderungen passieren.

Aber: Wer Gott in einen entlegenen Himmelswinkel entrückt, tut damit zweierlei: Erstens: Er verlässt sich auf sich selbst und/oder auf andere Menschen, Machthaber, Aufschwungversprecher und Gesundheitsversicherer. Der Beter des 146. Psalms warnt eindringlich vor solch einer Haltung. Es ist gefährlich, sagt er, sich auf Menschen zu verlassen, bei denen es am Ende eben doch keine Hilfe gibt.

Das Zweite ist, dass ich mich von Gott nicht mehr ansprechen lasse auf meine Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt und für die Bewahrung der Schöpfung.

Dabei sollen wir Christinnen und Christen wissen, dass Gott kein ferner Gott ist. Dass unser Gott sich nicht in eine entlegene Ecke drängen lässt. Mindestens an Weihnachten und in der Passions- und Osterzeit erinnern wir uns daran, dass Gott ein menschennaher Gott ist, ein Gott, der auf der Seite der Menschen steht, die in und an ihrem Leben leiden. Gott ist nicht im Himmel zu suchen, sondern auf der Erde! Er kommt uns nahe, wo wir ihn möglicherweise gar nicht erwarten: in einem Hungernden, in einer Gefangenen, in einem sexuell missbrauchten Mädchen oder in einem kleinen Jungen, der ohne Vater aufwachsen muss, weil die Eltern sich getrennt haben. Vielleicht wird Gott uns in ihnen richtig lästig, er stört uns in unserem Alltagsleben. Weil Gott will, dass wir an der Gerechtigkeit in dieser Welt mitwirken. Er möchte nicht nur unsere Augen öffnen für die schreiende Ungerechtigkeit in dieser Welt. Er möchte, dass wir dagegen angehen, dass wir eintreten für mehr Frieden und für eine Zukunft, in der unsere und alle Kinder in Freiheit und ohne Angst aufwachsen können.

„Gerechtigkeit ist ein Name für Gott in der Hebräischen Bibel“, hat die große Theologin Dorothee Sölle einmal zusammenfassend über das Alte Testament, die Hebräische Bibel gesagt. Auch unser Psalm ist solch eine Zusammenfassung. Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit, das wird hier aufgedröselt und konkretisiert: Die Unterdrückten sollen Recht erhalten, Hungrige zu essen bekommen, Gefangene frei werden und Blinde sehen. Gebeugte werden aufgerichtet und Fremde – wir würden heute sagen: Migrantinnen, Flüchtlinge und Asylsuchende – bewahrt, Waisen und Witwen wird geholfen. Gott liebt Gerechte, diejenigen, die seine Gerechtigkeit tun, in seinem Geist handeln. Die die Tora, die Worte der Schrift, nicht nur hören, sondern auch tun.

Jeder Blick in die Zeitung, aber oft auch schon ein Blick über den Zaun in die Nachbarwohnung zeigt mir, wie ungerecht es auf der Welt zugeht. Gewalt gegen Frauen und Kinder, Arbeitslosigkeit und Entlassungen, damit der Konzern noch größere gewinne einfährt, sklavenähnliche Produktionsbedingungen für Millionen Frauen, die unsere billigen T-Shirts und Turnschuhe herstellen...Von Gerechtigkeit sind wir weit entfernt. Gott steht auf der Seite der Unterdrückten, derjenigen, denen Unrecht geschieht.

Aber Gott beseitigt dieses Unrecht nicht durch ein Fingerschnipsen. „Gott ist stärker als alles Leid dieser Welt und kann es trotzdem nicht verhindern. Das verstehe, wer will oder kann. Ich verstehe es nicht. Aber es ist das, was ich erlebe.“ Hat die Dichterin Carola Moosbach gesagt.

Gerade weil die Welt nicht gerecht ist, sind die Lobgesänge, wie unser Psalm einer ist, so wichtig. Im Lobpreis der Gerechtigkeit Gottes erinnern wir uns an unsere Vision, unsere Hoffnung auf eine gerechte Welt. In der die Herrschaft Gottes aufgerichtet ist, wie der letzte Vers unseres Psalms sagt. Die Erinnerung an diese Vision erinnert uns auch daran, dass wir es sind, die an dieser Vision mitarbeiten können. Auch in unserer Kirche, auch im Gottesdienst.

Gerechtigkeit heißt mehr als Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen. Gerechtigkeit in biblischem Verständnis heißt nicht nur, obgleich das schon viel ist, gleiche Rechte und Gesetze für alle. Wir müssen genauer hinschauen, wer was braucht, um zu seinem, zu ihrem Recht zu kommen. Nicht für alle das gleiche, sondern für jeden das, was er oder sie braucht für ein erfülltes Leben, ein Leben in Fülle. Das ist die Gerechtigkeit Gottes.

Halleluja. Diesen Gott der Gerechtigkeit will ich gerne mit meiner ganzen Lebenskraft loben, solange ich lebe. Lobt Gott, lobt den Heiligen! Halleluja. Amen!

 

Du meine Seele, singe

1) Du meine Seele, singe, / wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge / zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben / hier preisen auf der Erd;
ich will Ihn herzlich loben, / solang ich leben werd.

2) Wohl dem, der einzig schauet / nach Jakobs Gott und Heil!
Wer dem sich anvertrauet, / der hat das beste Teil,
das höchste Gut erlesen, / den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen / bleibt ewig ungetrübt.

3) Hier sind die starken Kräfte, / die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte, / die Seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde / mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzähl´ge Herde / im großen wilden Meer.

4) Hier sind die treuen Sinnen, / die niemand Unrecht tun,
all denen Gutes gönnen, / die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden, / und was Er spricht, geschicht,
und wer Gewalt muß leiden, / den schützt Er im Gericht.

5) Er weiß viel tausend Weisen, / zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen / zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen / oft bei geringem Mahl;
und die da sind gefangen, / die reißt Er aus der Qual.

6) Er ist das Licht der Blinden, / erleuchtet ihr Gesicht;
und die sich schwach befinden, / die stellt Er aufgericht´.
Er liebet alle Frommen, / und die Ihm günstig seind,
die finden, wenn sie kommen, / an Ihm den besten Freund.

7) Er ist der Fremden Hütte, / die Waisen nimmt Er an,
erfüllt der Witwen Bitte, / wird selbst ihr Trost und Mann.
Die aber, die Ihn hassen, / bezahlet Er mit Grimm,
ihr Haus und wo sie saßen, / das wirft Er um und um.

8) Ach ich bin viel zu wenig, / zu rühmen Seinen Ruhm;
der Herr allein ist König, / ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre / gen Zion in Sein Zelt,
ist´s billig, daß ich mehre / Sein Lob vor aller Welt.

 

 

 

 

 

Liebe Gemeinde!

Jubilate, so heißt dieser Sonntag und der Name ist Programm: Jubelt, seid fröhlich, freut euch des Lebens, das Gott euch schenkt.

 

Der Beter des 66. Psalms spricht:

Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht. Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen. Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. Er verwandelte das Meer in trockenes Land, sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns seiner freuen. Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker. Die Abtrünnigen können sich nicht erheben. Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.

 

Ja, liebe Gemeinde, Gott wollen wir loben in diesen Tagen, in denen der Frühling mit Macht Einzug hält und die Natur geradezu ‚explodiert‘. Zugleich aber hat sich in diesem Jahr die Corona-Pandemie wie ein dunkler Schleier über die ganze Welt gelegt. Verunsicherung, Angst, Sorge angesichts der weiterhin steigenden Zahl der Infizierten und Trauer um die vielen Verstorbenen bestimmen das Leben und das Zusammenleben auf Abstand. Fröhliche Konfirmationsgottesdienste mit großer Teilnehmerzahl, wie sie an diesem Sonntag für gewöhnlich landauf, landab gefeiert werden, sind auf später verschoben worden.

In der Krise fragen wir verstärkt nach Halt und Trost. Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext gibt Antwort.

Im 15. Kapitel des Johannesevangeliums heißt es:

Jesus spricht:

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

 

Vor einigen Jahren besuchte ich eines der Weingüter im weltbekannten nordkalifornischen Sonoma-Tal. Während ich mit Genuss verschiedene Weine verkostete, fragte ich den freundlichen Herrn hinter der Theke nach dem Grund für die hervorragende Qualität der Abfüllungen.

Antwort 1: „Das Wissen und das Können des Winzers und aller seiner Mitarbeitenden trägt ganz wesentlich dazu bei, dass nur erstklassige Weine den Weg in die Flaschen finden. Viel Arbeit ist nötig bis zum fertigen Produkt. Vor jeder Saison müssen alle Weinstöcke sorgsam zurückgeschnitten werden. Und sobald sich die ersten Trauben gebildet haben, werden größere Weinblätter entfernt, damit die Früchte nicht zu sehr beschattet sind, sondern ausreichend Sonne tanken und Süße entwickeln können. Nach der Lese sind dann etliche weitere Arbeitsschritte nötig und auch viel Geduld.“

Antwort 2: „Die Bodenbeschaffenheit und die Witterungsbedingungen sind entscheidend für die Qualität eines Weines. Das Sonoma-Tal gehört zu den weltbesten Lagen.“

Antwort 3: „Unsere Weine werden aus Trauben von alten Weinstöcken gekeltert. Es findet keine künstliche Bewässerung statt. Die Wurzeln der knorrigen Stämme reichen tief hinab ins Erdreich. Die Pflanzen müssen sich quälen, um an das lebenswichtige Nass zu gelangen. In den Trauben sammelt sich nur wenig Flüssigkeit an. Sie bleiben klein, aber entwickeln so ein besonders intensives Aroma.“

 

Jahrhunderte zuvor sprach Jesus zu seiner Zuhörerschaft: Genau solch ein Weinstock bin ich für Euch, die Reben. Tief wurzele ich im Boden, im Grund allen Seins. Mein und auch euer himmlischer Vater sorgt für uns. Er ist es, der uns das Leben ermöglicht, es erhält und vollendet. Er lässt wachsen und gedeihen und reifen. Untrennbar bin ich verbunden mit ihm und ihr durch mich. Denn ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Ich habe mich gequält und ich wurde gequält um euretwillen. Alles habe ich gegeben für euch, am Ende sogar mein Leben, auf dass ihr wisst: Es gibt keinen Ort, an den ihr sagen müsst, niemand ist da, der uns nahe ist und uns hilft und beisteht. Niemals und nirgendwo sei ihr verlassen und allein, nicht in Angst und Leid, nicht im Sterben und im Tod. Ich bin und bleibe bei euch allezeit. So bleibt auch ihr bei mir und an mir wie die Trauben am Weinstock. Ich bin derjenige, der euch hält und nährt mit Hoffnung und Liebe. Ohne mich könnt ihr nichts tun. Durch mich fließt euch zu, was ihr nötig habt im und zum Leben, nämlich Mut und Kraft in Zeiten der Not, der Anfechtung und Zweifel, Besonnenheit im Reden und im Tun, Güte und Liebe im Umgang miteinander und ein positiver Blick nach vorn mit nie versiegender Zuversicht dank eines festen Vertrauens in Gott und seinen guten Willen mit uns Menschen.

 

Mit Worten von Cornelia Napierski lasst uns beten:

Ewiger Gott,
ein erfülltes Leben möchte ich führen
voller guter Gaben und Möglichkeiten
in fester Beziehung
eng verwurzelt in dir
verbunden wie Weinstock und Reben
ich will dranbleiben am Strom des Lebens
dir immer mehr Raum in meinem Herzen geben
deine Liebe und Zuwendung annehmen
mich dir überlassen
damit du mich nährst und aufbaust
mich mit Kraft und Fülle beschenkst
du gibst mir festen Halt und neuen Mut
in sich verändernden Zeiten
in Verbundenheit mit dir kann ich
wachsen und reifen
frei atmen
vertrauensvoll in eine ungewisse Zukunft aufbrechen
deine Liebe und Zuwendung weitergeben
vernetzt mit dir und den Mitmenschen
kann Leben gelingen
und reiche Frucht unter den Menschen bringen.

Amen.

Bleiben Sie wohl behütet!

Ihr
Pfarrer Eckhard Heidemann

 

 

Foto by Waldili_pixelio

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Nähen Sie auch schon? Immer mehr Menschen entdecken das Nähen für sich. Ist ja jetzt auch mehr Zeit als sonst dafür. Genäht wird nicht irgendetwas. Genäht wird ein Tuch für Nase und Mund. Die eigene und die Gesundheit der anderen soll besser geschützt werden. So die Theorie und hoffentlich auch die Praxis. Corona fordert von uns nicht nur die gebotene Zurückhaltung und Distanz, sondern jetzt auch handwerkliches Geschick mit Nadel und Faden und Kreativität. Wäre doch langweilig, wenn alle die gleichen und grauen Tücher vor Mund und Nase hätten. Einige verwenden bunte oder bedruckte Stoffe, andere schreiben auf die Tücher, worum es geht: „Safety first“ oder „Save the live“. Ein Tuch vor Mund und Nase kann Leben retten.

Ein besonderes Tuch hängt zurzeit über dem großen Kreuz in der Apostel­kirche. Mit der Corona-Pandemie hat das nichts zu tun. Und doch geht es bei diesem Tuch auch um die Bewahrung des Lebens. Es hängt in der Osterzeit über dem Kreuz und erinnert an das von Jesus in seinem Grab zurückgelassene Tuch nach seiner Auferstehung. In unserer Kirche ist es wie ein Bekenntnis: Christus wurde gekreuzigt, am dritten Tag auferweckt und hat das Totentuch hinter sich und zurückgelassen. Er lebt und auch wir werden leben.

Der 26. April 2020 ist der Sonntag vom guten Hirten. Die Texte, die für die Gottesdienste an diesem Tag vorgesehen sind, erzählen in einem Bild von Jesus als dem guten Hirten, der bewahrt und schützt; der durch dunkle Täler und an frisches Wasser führt; der bereit ist, sein Leben für die Bewahrung des Lebens der ihm anvertrauten Geschöpfe zu geben, egal wie schmerzhaft das für ihn selber ist. Seine Aufgabe als guter Hirte hat ein Ziel: „Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“

Das Tuch über dem großen Kreuz in unserer Kirche: Es erinnert an die Bewahrung unseres Lebens. Unsichtbar steht auf ihm geschrieben „Save the live“: Schütze das Leben - dein Leben; vertraue dem guten Hirten. Er führt dich durch dunkle Täler. Gutes und Barmherzigkeit werden dir folgen dein Leben lang. Du wirst in seinem Hause immer bleiben.

In den kommenden Wochen werden immer mehr Menschen ein Tuch vor Mund und Nase tragen. Es wird zu einem dauerhaften Begleiter in unserem Alltag werden. Mit ihm will ich das Leben schützen. Mit ihm will ich auch an das weiße Tuch über dem Kreuz in unserer Kirche denken und mich erinnern: Der Herr ist auferstanden. Er bewahrt mein Leben.

 

Gebete und Texte für den Sonntag vom guten Hirten

Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

 

Evangelium nach Johannes 10 i.A.

Christus spricht:
Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie -, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.

Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich,
wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.

Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir;
und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann es aus des Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins.

 

Predigttext 1. Petrusbrief 2, 21-25

Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen,
dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen;
er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;
der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte,
nicht drohte, als er litt,
es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet;
der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz,
damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.
Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
Denn ihr wart wie irrende Schafe;
aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

 

Fürbitten

Jesus, du bist der gute Hirte,
der uns durch das Leben führt und es bewahrt.
Wir bitten dich.

Viele Menschen in unserem Land und in der ganzen Welt sind erkrankt.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Viele Menschen sterben in diesen Wochen. Angehörige verzweifeln.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Ärzte und Pflegerinnen sorgen sich um die ihnen anvertrauten Menschen.
Viel Arbeit und Verantwortung lastet auf ihnen.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Verantwortliche in Regierung und Wirtschaft haben weitreichende Entscheidungen zum Wohl der Menschen zu treffen.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Seit Wochen regnet es nicht mehr. Die Böden sind ausgetrocknet.
Bäume und Pflanzen können nicht gedeihen oder drohen abzusterben.
Wir bitten dich: Herr, erbarme dich.

Nach wie vor müssen Menschen ihre Heimat wegen Krieg oder Hunger verlassen.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Jesus, du bist der gute Hirte,
der uns durch das Leben führt und es bewahrt.
Wir beten mit deinen Worten:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

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Pfarrer Christian Feuerbaum

Apostelkirche
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