Advent 2020 Archive - Seite 3 von 5 - Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

Ja, die Adventszeit ist anders in diesem Jahr. Die Beschränkungen fallen oft schwer, Menschen sorgen sich um ihre Gesundheit, ihre Familie oder ihre berufliche Existenz. Und die Infektionszahlen steigen weiter.
Trotz alldem hat diese Zeit auch Positives: Die Zahl der Verkehrstoten ist ebenso zurückgegangen wie die Luftverschmutzung. Menschen haben mehr Zeit für sich selbst und ihre Lieben. In unserer Kirchengemeinde gibt es kreative Wege, Kontakt zu halten oder aufzunehmen. Das ist Neues im Werden.
Und das, was möglich ist, weiß ich mehr zu schätzen. So kann ich etwa durch das –bedauerliche – Verbot des Gemeindegesangs umso mehr die fein dosierte Musik bei adventlichen Momenten und Gottesdiensten in der Kirche oder beim lebendigen Adventskranz genießen.

Je dunkler die Nacht, desto heller strahlt ein Licht. Die biblischen Worte, die wir in diesen Wochen gesagt bekommen und weitersagen dürfen, erscheinen mir jetzt noch tröstlicher als früher: „Tochter Zion, freue dich sehr! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ „Bereitet dem Herrn den Weg, denn der Herr kommt gewaltig.“ „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.“ Da wird mir warm ums Herz und Vorfreude auf das Weihnachtsfest stellt sich ein.

Doch mitten in dieses kuschelige Gefühl grätscht einer hinein, der so gar keine tröstlichen Worte hat: Johannes der Täufer. Auch er gehört zum festen Repertoire der Adventszeit. Schließlich gilt er als der „Prediger in der Wüste“, der den Weg Jesu vorbereitet.
Johannes macht keine Kompromisse: Er schleudert den Leuten schonungslos ins Gesicht, wie verlogen sie sind und dass sie sich schleunigst ändern müssen. Das beeindruckt viele seiner ZuhörerInnen so sehr, dass sie Johannes für den Messias, den ersehnten Retter, halten. Nichts da, sagt er und tauft Jesus. Erst danach fängt Jesus an, selbst zu predigen.

Dieser Johannes war mir noch nie geheuer. Das war schon so bei unserer ersten Begegnung, damals im Kindergottesdienst. Wir Kinder bekamen immer ein Bild aus der die Bibelgeschichte, um die es gerade ging. Das Bild von Johannes machte mir Angst: Es zeigte einen düster dreinblickenden Mann mit struppigen Haaren und wildem Bart. Johannes sah gefährlich aus und ein wenig irre, und vor allem sehr wütend.

Viel später erst habe begriffen, warum. Johannes war wütend, weil die Welt nicht so ist, wie Gott sie sich gedacht hat. Das ist ein guter Grund, wütend zu sein. Ist es heute noch.

Trotzdem konnte ich mich nie mit Johannes anfreunden. Auch jetzt stört er mich. Im Advent will ich ihn eigentlich nicht haben. Da mag ich‘s schön und gemütlich. Aber bei Johannes liegt statt Kerzendufts ein Hauch von Fegefeuer in der Luft.

Nein, davon will ich heute lieber nichts hören. Eher von Hirten, von Sternen und Engeln und froher Erwartung. Johannes stört da nur. Aber hier ist er, mitten im Advent. Warum, ist mir schon klar. Als Zeit der Vorbereitung ist der Advent eigentlich eine Zeit der Buße. Zeit, sich zu hinterfragen. Nachzudenken, was in meinem Leben nicht so läuft wie es soll.

 Es soll Leute geben, die im Advent tatsächlich verzichten und erst an Heiligabend Christstollen und Weihnachtsplätzchen essen. Machen Sie das? Nein? Ich auch nicht. Ich sag’s ja, Johannes ist ein klasse Bußprediger, aber er und Advent, das passt scheinbar so gut wie ein Glühweinstand in die Sahara.

Später in der Bibel ist wieder von Johannes die Rede. Da sitzt er im Gefängnis. Da aber Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger und ließ ihn fragen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert. (Matthäus 11, 2-6)

Jetzt sitzt er also im Knast, der Johannes. War ja klar. Hab ich schon auf dem Bild im Kindergottesdienst gesehen. Einer, der so streng und so wütend ist, der weiß nicht, wann man besser den Mund hält. Oder es ist ihm egal. Johannes hat vor keinem gekuscht. Bewundernswert eigentlich. Aber das konnte nicht gut gehen.

Johannes sagt, was Sache ist, und das spricht sich herum. Bis in die höchsten Kreise. König Herodes lässt sich das nicht bieten. Vielleicht plant dieser seltsame Wüstenheilige ja einen Aufstand. Herodes hat schon genug Ärger am Hals, noch mehr kann er sich nicht leisten. Also wegsperren, den Kerl, sicher ist sicher.
Johannes, ein politischer Gefangener. Ziemlich aktuell, nicht wahr? Wie viele werden auch heute weggesperrt oder verschwinden einfach, weil sie unbequeme Wahrheiten aussprechen.

Wenn ich mir Johannes im Gefängnis vorstelle, sehe ich nicht mehr den wütenden Propheten. „Bist du, der da kommen soll“, lässt er Jesus fragen. „Oder sollen wir auf einen andern warten?“ Da klingt Sehnsucht aus seinen Worten, Zweifel, auch Angst. Johannes weiß vermutlich: Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit zu warten.

Warten kann sehr verschieden sein. Gerade im Advent. Da ist ungeduldiges Warten der Kinder, für die es noch eeeeewig ist bis Weihnachten. Noch elfmal schlafen, so lange noch!
Da ist gestresstes Warten vieler Erwachsener: Ups, keine zwei Wochen mehr bis Heiligabend, und ich muss noch Geschenke besorgen, Plätzchen backen, Weihnachtskarten schreiben und wo ist nochmal der Christbaumschmuck?
Angespanntes Warten: Gibt es wieder Streit, mit den Schwiegereltern, dem Exmann, der Freundin, den Geschwistern? Wir sollten uns doch nicht mit so vielen treffen wegen Corona. Aber wem absagen? Sorgenvolles Warten: Was ist, wenn ich mich anstecke und ins Krankenhaus muss?
Aber es gibt zum Glück auch leichtes, freudiges Warten.
Warten hat viele Facetten. Wie warten Sie?

Johannes hat von Anfang gewusst, wer dieser Jesus ist: Endlich, das ist er, auf den ich so lange gewartet habe. Jetzt aber, im Gefängnis, zweifelt er: Bist du der Kommende? Oder sollen wir auf einen anderen warten? Johannes ist unsicher geworden in seinem Warten.

Es ist ja nicht nur Johannes, der wartet, schon so lange. Andere haben vor ihm gewartet: Jesaja, der Licht herbeisehnt über dunkles Land. Micha, der träumt, wie Schwerter zu Pflugscharen werden. Hanna, dass Jerusalem Frieden findet. Maria, dass Gott die Mächtigen vom Thron stößt und die Niedrigen erhöht. Und wir warten noch immer. So lange schon. Da kommen Zweifel. Ist er es? Ist er es wirklich?

Bist du es?
Jesus antwortet Johannes. Und er vertröstet ihn nicht auf etwas, das irgendwann kommt. Er lenkt Johannes‘ Blick auf das Jetzt. Schau, was jetzt passiert. Blinde sehen. Lahme gehen. Tote stehen auf. Armen wird die Gute Nachricht gesagt.

Das Warten war nicht, ist nicht vergeblich. Gestrauchelte stehen wieder auf. Traurige können wieder lachen. Enttäuschte verlieben sich neu. Weil er da ist.  Und weil er auch jetzt kommt, in mein Warten und in deines, in die Zweifel und in die Sehnsucht, dass die Welt nicht so bleiben muss, wie sie ist. Dass das Leben nicht so bleiben muss, wie es ist. Dass ich nicht so bleiben muss, wie ich bin.

Dritter Advent. Die Krippe steht schon bereit. Noch ist sie leer. Bald wird sie vorne in der Kirche stehen, auf dem Bauernhof oder im Stadion. Und sicher in vielen Wohnzimmern. An der Krippe ist Platz für alle, die warten: für die Wütenden, die Sehnsüchtigen, die Traurigen und die Fröhlichen. Platz ist hier für Zweifel und Fragen. Platz ist hier für dich und mich. Weil er kommt. Er ist schon ganz nah. Ja. Er ist es wirklich. 

Amen.

Mit diesem Aufruf kündigten wir Ihnen die Adventsaktion der Region Süd an

Am 28. November sollte in und am Matthäus Gemeindezentrum  der Advent eingeläutet werden.
Da derzeitig Distanz gefordert ist, musste sich das Adents-Vorbereitungsteam etwas anderes einfallen lassen.
Gefühlte Nähe soll auch auf Abstand möglich sein. Schauen Sie hier, was geplant ist  und machen Sie mit!

Bewundern Sie die Bilder der bisher eingegangenen Werke!

Die Evangelische Kirchengemeinde lädt zu einer Auszeit im Advent ein.

Noch bis zum 4. Advent ist die Matthäuskirche in Gütersloh montags bis freitags in der Zeit von 15.30 – 19.00 Uhr geöffnet.

BesucherInnen jeden Alters können dort eine Kerze anzünden, in Stille beten und gemeinsam mit anderen auf Abstand erzählen und einander zu hören.

 

Dienstags sind ab 15.30 Uhr besonders Familien mit kleineren Kindern eingeladen und am 08.Dezember erfreut Thorsten Rohleder ab 16.30 Uhr die Kinder mit Gitarrenklängen und Gesang.

 

Mittwochs und an Samstagen jeweils ab 18.00 Uhr und an Sonntagen ab 16.00 Uhr spielt  Petra Heßler am Klavier Adventslieder. Solisten und kleine Ensemble aus Reihen der Chöre der Matthäuskirche singen mit ihr.

 

Für die Kinder- und Jugendarbeit des CVJM

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in unserer Gemeinde ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können: Aktuell engagieren sich – trotz Corona – über 150 ehrenamtlich Mitarbeitende in vielen Gruppen und Projekten. Mitarbeitende, das sind junge Menschen, die z.B. die Jungschar betreuen, Workshops bei Jugendkulturprojekten leiten, beim Konfirmandenunterricht helfen oder sich um Veranstaltungstechnik kümmern.

Verantwortet wird dieser Teil unserer Gemeindearbeit von unserem Partner, dem CVJM Gütersloh e.V. Dessen Haus in der Moltkestraße ist Zentrum und Ausgangspunkt der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dort finden viele Projekte statt, sind die Büros unserer pädagogischen Fachkräfte und werden Ehrenamtliche geschult.

Aber das 1910 erbaute Haus ist in die Jahre gekommen und bedarf dringend der Sanierung und Modernisierung, um der Kinder- und Jugendarbeit weiter ein Zuhause geben zu können. Darum bittet die Evangelische Stiftung die Gesamtgemeinde in diesem Jahr um eine

 Adventsspende 2020 für die Kinder- und Jugendarbeit des CVJM.

Der CVJM selbst hat bereits die finanziellen Mittel für notwendige bauliche Sanierungsmaßnahmen aufgebracht. Darüber hinaus soll das Haus jetzt behindertengerecht umgestaltet, die Räume multifunktional nutzbar und die technische Infrastruktur erneuert werden.

Dafür benötigen wir Ihre Unterstützung und bitten um Ihre Spende! Unter dieser Kontoverbindung kommt Ihre Hilfe diesem wichtigen Projekt zugute:

 

Evangelische Stiftung Gütersloh
Verwendungszweck: Adventsspende 2020
DE 35 4785 0065 0000 8869 55
BIC: WELADED1GTL - Sparkasse Gütersloh

 

Alle Spenderinnen und Spender erhalten Anfang 2021 eine Spendenbescheinigung.

Bereits jetzt danken wir Ihnen herzlich für Ihre Bereitschaft, das Miteinander in unserer Gemeinde zu unterstützen.

Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Adventszeit !

Evangelische Stiftung Gütersloh  & Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

 

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