Aus der Nische zum Platzmittelpunkt
Herzlichen Glückwunsch!
Als am 11. Juni 1995 zum ersten Mal fair gehandelte Waren in Gütersloh verkauft wurden, waren diese Anfänge sehr bescheiden; das Sortiment war klein.
Aber bereits damals waren die Ambitionen groß: Viele Menschen hatten erkannt, dass das Wohlstandsgefälle zwischen den reichen und den ärmeren Ländern kein Naturgesetz ist, sondern auf unfairen Handelspraktiken beruht, die von den Industrienationen gegenüber den Erzeugern und Erzeugerinnen durchgesetzt werden. Zugleich setzte sich immer mehr die Einsicht durch, dass ein Ausgleich zwischen den Industriestaaten und den Ländern des „globalen Südens“ nicht durch Almosen bzw. die herkömmliche Entwicklungspolitik, sondern nur durch faire Preise für die Produkte aus diesen Ländern möglich ist. Denn Almosen verstärken eher die Abhängigkeit und Ungleichheit und können die Empfänger und Empfängerinnen demütigen, während faire Löhne die Leistung der Produzenten und Produzentinnen anerkennen und achten; es wird ein Verhältnis auf Augenhöhe.
Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen – wie Vorauszahlung für Saatgut und langfristige Handelsbeziehungen etwa - und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzenten und Produzentinnen bzw. Arbeiter und Arbeiterinnen leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fairer Handel vereint alle drei Säulen der Nachhaltigkeit: ökologisch, sozial, wirtschaftlich. Und das Prinzip des Fairen Handels kann grundsätzlich auf alle Sparten und Sektoren der Wirtschaft angewandt werden, also z.B. auch auf den Tourismus und auf das kommunale Beschaffungswesen.
Als 1969 in den Niederlanden der erste Weltladen gegründet wurde, wurden Menschen, die sich dafür einsetzten, noch als weltfremde „Gutmenschen“ belächelt. Heute ist diese Bewegung in der Mitte unserer Wohlstandgesellschaft angekommen.
Die Stadt Gütersloh bekennt sich seit 2012 als „Fairtrade-Stadt“, auch einige Einzelhandelsgeschäfte führen heutzutage fair gehandelte Produkte. Der Weltladen Gütersloh ist indes der einzige Laden in der Stadt, der ausschließlich faire Produkte anbietet.
Nach verschiedenen Orten in der Stadt in den ersten 25 Jahren ist der Weltladen ziemlich genau zum Jubiläum an den Berliner Platz gezogen, - mitten in die Stadt!
Im Weltladen Gütersloh sind fast ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig, Träger ist ein eingetragener Verein. Die Produktpalette umfasst Lebens- und Genussmittel wie Kaffee, Tee, Sekt und Wein, Kekse, verschiedene Sorten Schokolade, Gewürze und Pralinen, außerdem Leder- und Filztaschen, Körbe, handbemaltes Geschirr, hochwertige Seifen, Sonnengläser und Geschenkartikel aller Art. Alle Produkte sind qualitativ gut gearbeitet, viele der Lebensmittel haben sogar Bio-Qualität. Sie kommen aus den Ländern des Globalen Südens und bedeuten in diesen Pandemie-Zeiten noch einmal mehr für die Menschen aus den Herkunftsländern eine materielle und eine moralische Unterstützung. Alle Standards werden regelmäßig auf ihre Einhaltung geprüft.
Last, but not least: Vor dem Weltladen Gütersloh kann man bei einem Kaffee oder Cappuccino das geschäftige Treiben auf dem Berliner Platz gemütlich beobachten.