Andachten Archive - Seite 13 von 15 - Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

Liebe Gemeinde!

Jubilate, so heißt dieser Sonntag und der Name ist Programm: Jubelt, seid fröhlich, freut euch des Lebens, das Gott euch schenkt.

 

Der Beter des 66. Psalms spricht:

Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht. Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen. Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. Er verwandelte das Meer in trockenes Land, sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns seiner freuen. Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker. Die Abtrünnigen können sich nicht erheben. Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.

 

Ja, liebe Gemeinde, Gott wollen wir loben in diesen Tagen, in denen der Frühling mit Macht Einzug hält und die Natur geradezu ‚explodiert‘. Zugleich aber hat sich in diesem Jahr die Corona-Pandemie wie ein dunkler Schleier über die ganze Welt gelegt. Verunsicherung, Angst, Sorge angesichts der weiterhin steigenden Zahl der Infizierten und Trauer um die vielen Verstorbenen bestimmen das Leben und das Zusammenleben auf Abstand. Fröhliche Konfirmationsgottesdienste mit großer Teilnehmerzahl, wie sie an diesem Sonntag für gewöhnlich landauf, landab gefeiert werden, sind auf später verschoben worden.

In der Krise fragen wir verstärkt nach Halt und Trost. Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext gibt Antwort.

Im 15. Kapitel des Johannesevangeliums heißt es:

Jesus spricht:

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

 

Vor einigen Jahren besuchte ich eines der Weingüter im weltbekannten nordkalifornischen Sonoma-Tal. Während ich mit Genuss verschiedene Weine verkostete, fragte ich den freundlichen Herrn hinter der Theke nach dem Grund für die hervorragende Qualität der Abfüllungen.

Antwort 1: „Das Wissen und das Können des Winzers und aller seiner Mitarbeitenden trägt ganz wesentlich dazu bei, dass nur erstklassige Weine den Weg in die Flaschen finden. Viel Arbeit ist nötig bis zum fertigen Produkt. Vor jeder Saison müssen alle Weinstöcke sorgsam zurückgeschnitten werden. Und sobald sich die ersten Trauben gebildet haben, werden größere Weinblätter entfernt, damit die Früchte nicht zu sehr beschattet sind, sondern ausreichend Sonne tanken und Süße entwickeln können. Nach der Lese sind dann etliche weitere Arbeitsschritte nötig und auch viel Geduld.“

Antwort 2: „Die Bodenbeschaffenheit und die Witterungsbedingungen sind entscheidend für die Qualität eines Weines. Das Sonoma-Tal gehört zu den weltbesten Lagen.“

Antwort 3: „Unsere Weine werden aus Trauben von alten Weinstöcken gekeltert. Es findet keine künstliche Bewässerung statt. Die Wurzeln der knorrigen Stämme reichen tief hinab ins Erdreich. Die Pflanzen müssen sich quälen, um an das lebenswichtige Nass zu gelangen. In den Trauben sammelt sich nur wenig Flüssigkeit an. Sie bleiben klein, aber entwickeln so ein besonders intensives Aroma.“

 

Jahrhunderte zuvor sprach Jesus zu seiner Zuhörerschaft: Genau solch ein Weinstock bin ich für Euch, die Reben. Tief wurzele ich im Boden, im Grund allen Seins. Mein und auch euer himmlischer Vater sorgt für uns. Er ist es, der uns das Leben ermöglicht, es erhält und vollendet. Er lässt wachsen und gedeihen und reifen. Untrennbar bin ich verbunden mit ihm und ihr durch mich. Denn ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Ich habe mich gequält und ich wurde gequält um euretwillen. Alles habe ich gegeben für euch, am Ende sogar mein Leben, auf dass ihr wisst: Es gibt keinen Ort, an den ihr sagen müsst, niemand ist da, der uns nahe ist und uns hilft und beisteht. Niemals und nirgendwo sei ihr verlassen und allein, nicht in Angst und Leid, nicht im Sterben und im Tod. Ich bin und bleibe bei euch allezeit. So bleibt auch ihr bei mir und an mir wie die Trauben am Weinstock. Ich bin derjenige, der euch hält und nährt mit Hoffnung und Liebe. Ohne mich könnt ihr nichts tun. Durch mich fließt euch zu, was ihr nötig habt im und zum Leben, nämlich Mut und Kraft in Zeiten der Not, der Anfechtung und Zweifel, Besonnenheit im Reden und im Tun, Güte und Liebe im Umgang miteinander und ein positiver Blick nach vorn mit nie versiegender Zuversicht dank eines festen Vertrauens in Gott und seinen guten Willen mit uns Menschen.

 

Mit Worten von Cornelia Napierski lasst uns beten:

Ewiger Gott,
ein erfülltes Leben möchte ich führen
voller guter Gaben und Möglichkeiten
in fester Beziehung
eng verwurzelt in dir
verbunden wie Weinstock und Reben
ich will dranbleiben am Strom des Lebens
dir immer mehr Raum in meinem Herzen geben
deine Liebe und Zuwendung annehmen
mich dir überlassen
damit du mich nährst und aufbaust
mich mit Kraft und Fülle beschenkst
du gibst mir festen Halt und neuen Mut
in sich verändernden Zeiten
in Verbundenheit mit dir kann ich
wachsen und reifen
frei atmen
vertrauensvoll in eine ungewisse Zukunft aufbrechen
deine Liebe und Zuwendung weitergeben
vernetzt mit dir und den Mitmenschen
kann Leben gelingen
und reiche Frucht unter den Menschen bringen.

Amen.

Bleiben Sie wohl behütet!

Ihr
Pfarrer Eckhard Heidemann

 

 

Foto by Waldili_pixelio

Nähen Sie auch schon? Immer mehr Menschen entdecken das Nähen für sich. Ist ja jetzt auch mehr Zeit als sonst dafür. Genäht wird nicht irgendetwas. Genäht wird ein Tuch für Nase und Mund. Die eigene und die Gesundheit der anderen soll besser geschützt werden. So die Theorie und hoffentlich auch die Praxis. Corona fordert von uns nicht nur die gebotene Zurückhaltung und Distanz, sondern jetzt auch handwerkliches Geschick mit Nadel und Faden und Kreativität. Wäre doch langweilig, wenn alle die gleichen und grauen Tücher vor Mund und Nase hätten. Einige verwenden bunte oder bedruckte Stoffe, andere schreiben auf die Tücher, worum es geht: „Safety first“ oder „Save the live“. Ein Tuch vor Mund und Nase kann Leben retten.

Ein besonderes Tuch hängt zurzeit über dem großen Kreuz in der Apostel­kirche. Mit der Corona-Pandemie hat das nichts zu tun. Und doch geht es bei diesem Tuch auch um die Bewahrung des Lebens. Es hängt in der Osterzeit über dem Kreuz und erinnert an das von Jesus in seinem Grab zurückgelassene Tuch nach seiner Auferstehung. In unserer Kirche ist es wie ein Bekenntnis: Christus wurde gekreuzigt, am dritten Tag auferweckt und hat das Totentuch hinter sich und zurückgelassen. Er lebt und auch wir werden leben.

Der 26. April 2020 ist der Sonntag vom guten Hirten. Die Texte, die für die Gottesdienste an diesem Tag vorgesehen sind, erzählen in einem Bild von Jesus als dem guten Hirten, der bewahrt und schützt; der durch dunkle Täler und an frisches Wasser führt; der bereit ist, sein Leben für die Bewahrung des Lebens der ihm anvertrauten Geschöpfe zu geben, egal wie schmerzhaft das für ihn selber ist. Seine Aufgabe als guter Hirte hat ein Ziel: „Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“

Das Tuch über dem großen Kreuz in unserer Kirche: Es erinnert an die Bewahrung unseres Lebens. Unsichtbar steht auf ihm geschrieben „Save the live“: Schütze das Leben - dein Leben; vertraue dem guten Hirten. Er führt dich durch dunkle Täler. Gutes und Barmherzigkeit werden dir folgen dein Leben lang. Du wirst in seinem Hause immer bleiben.

In den kommenden Wochen werden immer mehr Menschen ein Tuch vor Mund und Nase tragen. Es wird zu einem dauerhaften Begleiter in unserem Alltag werden. Mit ihm will ich das Leben schützen. Mit ihm will ich auch an das weiße Tuch über dem Kreuz in unserer Kirche denken und mich erinnern: Der Herr ist auferstanden. Er bewahrt mein Leben.

 

Gebete und Texte für den Sonntag vom guten Hirten

Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

 

Evangelium nach Johannes 10 i.A.

Christus spricht:
Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie -, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.

Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich,
wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.

Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir;
und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann es aus des Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins.

 

Predigttext 1. Petrusbrief 2, 21-25

Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen,
dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen;
er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;
der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte,
nicht drohte, als er litt,
es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet;
der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz,
damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.
Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
Denn ihr wart wie irrende Schafe;
aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

 

Fürbitten

Jesus, du bist der gute Hirte,
der uns durch das Leben führt und es bewahrt.
Wir bitten dich.

Viele Menschen in unserem Land und in der ganzen Welt sind erkrankt.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Viele Menschen sterben in diesen Wochen. Angehörige verzweifeln.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Ärzte und Pflegerinnen sorgen sich um die ihnen anvertrauten Menschen.
Viel Arbeit und Verantwortung lastet auf ihnen.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Verantwortliche in Regierung und Wirtschaft haben weitreichende Entscheidungen zum Wohl der Menschen zu treffen.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Seit Wochen regnet es nicht mehr. Die Böden sind ausgetrocknet.
Bäume und Pflanzen können nicht gedeihen oder drohen abzusterben.
Wir bitten dich: Herr, erbarme dich.

Nach wie vor müssen Menschen ihre Heimat wegen Krieg oder Hunger verlassen.
Für sie bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

Jesus, du bist der gute Hirte,
der uns durch das Leben führt und es bewahrt.
Wir beten mit deinen Worten:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

______________________________________________

Pfarrer Christian Feuerbaum

Apostelkirche

Gott gibt Kraft zum Durchhalten  Jesaja 40,26 – 31

Gnade sei mit Euch und Frieden, durch unseren Herrn Jesus Christus! (Amen)

 

Worte können trösten

Worte, die wir hören
können uns heilen, trösten, aufrichten.
Sie erinnern sich vielleicht an ein gutes Wort,
das Ihnen gesagt wurde?!
Wir spüren dann die ordnende Wirkung,
das innere Aufrichten,
das von einem solchen Wort ausgeht.
Ein Gespräch,
das uns gut getan hat.
Ein Wort, das uns Mut macht:
„Du schaffst das!“
„Komm erzähl mal!“
„Das kriegen wir wieder hin!“
„Ich bin bei dir!“

Da kehrt die Zuversicht zurück,
und unsere Augen bekommen wieder ihren Glanz.

Der Text Jesaja 40,26-31:

Unser heutiger Andachtstext steht im Buch des Propheten Jesaja im 40. Kapitel.

Es sind Worte der Zuversicht, in einer Zeit, die nicht leicht ist:

26 Hebt Eure Augen auf zum Himmel und seht!

Wer hat die Sterne dort oben geschaffen?

Gott lässt sie alle aufmarschieren,

das ganze unermessliche Heer.

Jeden Stern ruft er einzeln mit Namen,

und keiner bleibt fern, wenn er, der Mächtige und Gewaltige, ruft.

27 Ihr Leute von Israel,

ihr Nachkommen Jakobs,

warum klagt ihr:

„Der Herr kümmert sich nicht um uns;

unser Gott lässt es zu,

dass uns Unrecht geschieht“?

28 (…)

29 Er gibt den Müden Kraft

und die Schwachen macht er stark.

30 Junge Leute können kraftlos werden,

die Krieger erlahmen.

31 Aber allen, die auf den Herrn vertrauen,

gibt er neue Kraft,

dass sie auffahren mit Flügel wie Adler.

Sie laufen und werden nicht müde,

sie gehen und werden nicht matt.

 

III. Israel im Exil

Die Menschen, die hier von Jesaja angesprochen werden,

befindet sich bereits über zwei Generationen im Ausland.

In Babylon sind sie Menschen zweiter Klasse.

Besonders zu schaffen macht ihnen, dass sie heimatlos sind.

 

Heimat schenkt Geborgenheit und Sicherheit.

Man weiß, wohin man gehört und erfährt Sinnhaftigkeit und Erfüllung.

Man hat seine Familie und Freunde,

seinen Besitz und sein Auskommen,

seine Kultur, Feste und Feiern.

 

Wer Heimat hat,

der kann mit dem Dichter Reiner Kunze sagen:

 

„Wir haben ein Dach

Und Brot im Fach

Und Wasser im Haus

Da hält man´s aus.

 

Und wir haben es warm

Und wir haben ein Bett.

O Gott, dass doch jeder

Das alles hätt!“

 

Dieses Gefühl der Heimat ist den Israeliten im Exil in Babylon genommen worden.

 

Der Blick zu den Sternen

Den angefochtenen Menschen in der Fremde ruft der Prophet zu:

26 „Hebt Eure Augen auf zum Himmel und seht!“

Wer den Blick erhebt, richtet sich auf. Lasst eure Blicke nicht mehr auf dem Boden haften wie Menschen, die nichts anderes mehr wahrnehmen als Staub.

Sondern blickt auf. Blickt in den Himmel.

Richtet Euch auf und richtet Eure Augen in die Weite des Himmels.

 

„Wer hat die Sterne da oben geschaffen?

Gott lässt sie alle aufmarschieren,

das ganze unermessliche Heer.

Jeden Stern ruft er einzeln mit Namen,

und keiner bleibt fern, wenn er, der Mächtige und Gewaltige, ruft“.

 

Der lebendige Gott ist es, der sie alle geschaffen hat.

Er ist der Schöpfer, er ist derjenige,

der die Dinge ins Leben gerufen hat

und sie beim Namen nennt.

"Weißt du, wie viel Sternlein stehen

an dem blauen Himmelszelt?

Weißt du, wie viel Wolken gehen weithin über alle Welt?

Gott der Herr hat sie gezählet,

dass ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl,

an der ganzen großen Zahl".

(eg 511,1)

Es war der Nobelpreisträger Albert Einstein, der immer wieder auf die geheimnisvolle Ordnung  und Schönheit des Universums hinwies. Er sagte:

„Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen.  (…) Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar erreicht, das ist Religion. Es ist mir genug, dieses Geheimnis staunend zu ahnen!“

Albert Einstein lehrt uns, dass das Universum Hinweise auf eine ihm zugrunde liegende Schönheit, Eleganz und Weisheit enthält.

Die Physik des 21. Jahrhunderts steht im intensiven Gespräch mit der Religion. Schon 1973 hat der Physiker Brandon Carter herausgefunden, dass bereits beim Urknall alle Voraussetzungen geschaffen wurden um später  Leben hervorzubringen.Wäre die Ausdehnungsgeschwindigkeit nach dem Urknall beispielsweise nur ein Billionstel geringer gewesen, dann wäre Leben nicht möglich geworden.

Die Kräfte der Natur sind, so wie wir sie erfahren, fein aufeinander abgestimmt. Nur weil sie exakt so sind, wie sie sind, konnte Leben auf der Erde entstehen.

Je mehr ich über das Universum lerne, umso mehr kann ich nur staunen über die ordnende Kraft Gottes, die dieses Universum hervorgebracht hat, bis heute erhält und die Lebendigkeit schuf!

 

Wie ein Adler

29 „Er gibt den Müden Kraft

und die Schwachen macht er stark.

30 Selbst junge Leute werden kraftlos,

die Krieger erlahmen.

31 Aber allen, die auf den Herrn vertrauen,

gibt er neue Kraft,

dass sie auffahren mit Flügel wie Adler.

Sie laufen und werden nicht müde,

sie gehen und werden nicht matt“.

 

Menschliche Kraft kommt an ihre Grenzen.

Auch bei jungen Menschen, ja vielleicht besonders bei ihnen,

weil ihre Erfahrung mit den Durstrecken des Lebens umzugehen,

noch nicht so groß ist.

 

Die Erfahrung der Älteren birgt das Gedicht von Hilde Domin:

„Nicht müde werden
sondern dem Wunder leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten“.

 

„Nicht müde zu werden“ ist Gabe und Aufgabe.

Aus eigener Kraft schafft das der Mensch oft nicht.

Die Zusage von Gottes Kraft, lässt uns erwachen!

Die Hoffnung auf Gott verleiht nicht nur Kraft

zum Aufwachen und Gliederstrecken,

sondern mehr: Kraft zum Fliegen.

Sie gibt uns neuen Auftrieb,

wie es das eindrückliche Bild von dem seine Schwingen ausbreitenden,

kraftvoll in die Lüfte sich erhebenden Adler

zum Ausdruck bringt.

Ja, wir sind ergriffen von der belebenden Kraft Gottes!

Die Kraft Gottes wirkt in uns,

verändert uns von innen heraus.

31 „Denn allen, die auf den Herrn vertrauen,

gibt er neue Kraft,

dass sie auffahren mit Flügel wie Adler“.

Amen

 

Ein Buchtipp:

Harald Lesch: Über Gott, den Urknall und den Anfang des Lebens. München 2019.

Der Stoff, aus dem die Träume sind

Predigt zu 1. Kor 15,19-20 am Ostersonntag 2020 von Pfarrer Michael Frentrup

Liebe Gemeinde, am Osterfest erinnern wir uns an die Ostergeschichte vom leeren Grab gehört. Es ist der Ausgangspunkt für den Osterglauben: „Christ ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Das ist eine Botschaft, die mit ihrer Kraft weit über unser Leben auf der Erde hinausreicht.

Paulus schreibt in seinem 1. Brief an die Gemeinde in Korinth im 15. Kapitel:

19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.
 21 Denn da durch "einen" Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch "einen" Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.

 

Liebe Gemeinde, es ist Ostern. Die Natur erwacht in bunten Farben – und das Erwachen neuen Lebens im Garten ist seit altersher ein Gleichnis für die Auferstehung, für die Hoffnung auf ewiges Leben gar.

Ostern, da singen wir Lieder, laut und voll der Auferstehungshoffnung, da nehmen wir den Mund ganz voll und singen:  „Wir wollen alles fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit.“ „Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod – Halleluja“ – so klingt die Osterfreude in unseren Liedern an.

Es ist Ostern, und da sind wir ganz auf Licht und Leben eingestimmt und singen vom Sieg des Lebens über den Tod. Und wenigstens für kurze Zeit ist da das Gefühl: Alles ist gut!

Es ist Ostern - der Stoff, aus dem die Träume sind.

 

Doch – ist wirklich alles gut? Ist er wirklich besiegt, der Tod?

Noch hockt er doch überall. Noch ist es, wie es immer war. Trotz Ostern scheint die Macht des Todes ungebrochen:

Täglich sterben Tausende durch das Corona-Virus – und niemand kann sagen, wann das zuende ist. Und niemand kann sagen: Mich betrifft es nicht! Viele haben Todesangst vor dem Unbekannten.

Noch gehen Menschen mit nichts als dem, was sie am Leibe tragen, auf die Flucht und werden an den Grenzen Europas in Lager gesperrt.

Noch stirbt etwa alle 10 Sekunden ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Unterernährung.

Noch verändert sich das Klima von Jahr zu Jahr und dadurch werden immer mehr Menschen die natürlichen Lebensgrundlagen entzogen.

Und noch immer, und immer wieder gibt es die kleinen und größeren persönlichen Todeserfahrungen, Katastrophen und Krankheiten, die Dunkelheiten und die Sackgassen, die Menschen am Leben und an Gott zweifeln lassen.

„Halleluja“ - Unser österlicher Jubelruf wird falsch, wenn er das einfach übergeht.

Wir singen „Christ ist erstanden“ und bitten zugleich : „Kyrie eleison – Herr, erbarme dich.“ Denn noch ist der Tod nicht aus der Welt.

 

In Korinth, zur Zeit des Paulus, gab es Christen, die mit dem Tod und mit der Welt des Todes nichts mehr zu tun haben wollten. Sie sagten: Christus ist von den Toten auferstanden, und wir sind mit ihm auferstanden; was kümmert uns die Welt, zu der wir doch nicht mehr gehören. Auferstehung, Aufleben, Neues Leben – wir haben ihn schon in der Hand, den Stoff, aus dem die Träume sind. Alles ist gut!

Diesen Leuten hält Paulus in seinem Brief entgegen:  „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“

„ Ihr Enthusiasten in Korinth“, sagt er damit, „Ihr seid vor allem begeistert, weil Ihr euch auf der Sonnenseite des Lebens Seite wähnt. Weil Ihr stolz seid, zu den Auserwählten zu gehören. Weil Ihr selbstzufrieden meint, euch nun um nichts mehr kümmern zu müssen. Ihr verschließt die Augen vor der Realität und redet euch ein: Alles ist gut. Das ist der Stoff, aus dem eure Träume sind. Mit dem Ihr euch beruhigt und betrügt.“

 

Liebe Gemeinde, „Der Stoff, aus dem die Träume sind“ – ich will diesen Begriff heute einmal ganz material interpretieren und mir darunter einen aus vielen Fäden gewebten Stoff vorstellen.

Paulus nimmt den Stoff, aus dem die Träume der Enthusiasten in Korinth sind, in die Hand.

Er testet diesen Stoff am wirklichen Leben mit all seinen Herausforderungen – und der zerfällt ihm in den Händen, wie alles, was sein Heil nur in diesem irdischen Leben sucht.

Der Stoff, aus dem die Träume der Korinther sind: Nur trockene Gewebebrösel, die nicht halten, was sie versprechen, nicht im Leben und nicht im Sterben.

 

Paulus nimmt einen anderen Faden in die Hand, den Faden des Glaubens und der Hoffnung. Und er hält den Leuten in Korinth einen anderen Stoff vor Augen.

Ostern geht es nicht um den Stoff, aus dem unsere Träume für ein gelingendes Leben, für Wohlergehen und Glück sind, sondern um den Stoff, aus dem die Träume Gottes für uns Menschen sind.

Gott fädelt das Leben neu ein und webt ein neues Band, an dem wir uns festhalten können:

Den Osterglauben nämlich, die Hoffnung, dass es einst so sein wird, dass wir keinen Tod und nichts Tödliches mehr erleben werden.

Den Glauben, dass in der Auferweckung Jesu die Wende zum Leben schon geschehen ist.

Dass trotz allem das Leben über den Tod siegt.

Und auch: Dass wir noch nicht am Ziel sind, aber auf dem Weg, den Gott uns zeigt.

Der Stoff, aus dem die Träume sind, er bekommt ein österliches Motiv: Nicht das des jubelnden Menschen inmitten von grünem Gras, Osterhasen und bunten Eiern, sondern das Bild Jesu Christi, der durch Leiden und Tod hindurchgegangen ist und zum Leben auferweckt wurde.

 

Liebe Gemeinde, der Stoff, aus dem Gottes Träume für uns sind, das ist der Stoff des Osterglaubens. Er lässt durchhalten in all dem, was uns Angst macht, was tödlich und sterblich ist. Mit ihm können wir leben und arbeiten. Er ist strapazierfähigund hält viel aus.

Er ist dazu da, dass wir ihn je nach Situation benutzen:

Als Verbandsstoff für die Verletzten,

als Tränentuch für die Traurigen,

als bunte Fahne für die, denen alles grau und schwer geworden ist,

als Regenbogentransparent für die Hoffnung, die Menschen zusammenhalten lässt angesichts der Krise.

als Banner für Schöpfungsbewahrung und Menschenrechte weltweit.

Der Stoff des Osterglaubens, aus ihm kann auch eine ganz persönliche Siegesfahne über alle Todesängste und -gefahren des  Alltags werden.

 

Liebe Gemeinde, es ist Ostern. Neuer Stoff für neue Träume, die Gott mit uns träumt:

Geistlich und spirituell - und auch ganz handfest erlebbar, neues Leben mitten im alten..

Leiblich, schreibt Paulus, wird die Auferstehung am Ende der Tage sein,

und leiblich erfahrbar, begreifbar wie ein reißfester Stoff, ist schon jetzt Gottes Traum für eine bessere Welt.

Ostern - wie im Himmel so auf Erden.

Denn: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.


Gebet

Barmherziger Gott, da wir nun Ostern feiern,
hören wir wieder von der Unverwüstlichkeit der Lebenskraft deiner Liebe
und wir hören diese Botschaft gerade in dieser Zeit,
in der wir in Ängsten vor dem Corona-Virus leben,
als besonders trost- und hoffnungsvolle.

Du hast Jesus Christus, dem von Menschen Geschundenen und Zerstörten,
aus dem Tod heraus neues Leben bei dir geschenkt.

Gib auch uns die Stärke an deine Macht
über alles Zerstörende und Tödliche zu glauben,
so daß auch wir schon jetzt beginnen,
alles Zerstörende zu überwinden und neues Leben finden,
das bei dir vollendet wird.

Amen.

 

Ein Glaubensbekenntnis

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

(Dietrich Bonhoeffer)

 

 

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