Andachten Archive - Seite 12 von 15 - Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh

Liebe Gemeinde!

Der für den kommenden Sonntag vorgeschlagene Predigttext ist uns überliefert im 7. Kapitel des Prophetenbuches Micha. Nach massiven Anklagen und Warnungen angesichts zum Himmel schreiender gesellschaftlicher Missstände endet der Text mit diesen Worten:

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast.

Was wir hier hören, liebe Gemeinde, ist Evangelium pur, ist Freudenbotschaft. Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt, fragte Micha einst staunend. Doch dieses Staunen geschieht nicht im luftleeren Raum. Sondern es steht am Ende eines Dramas, das man zwischen den Zeilen noch spürt. Darum muss auch davon die Rede sein. Denn wer sich die Zeit und Lebenswelt des Propheten hineinversetzt, den packt die Wut. Landraub ist an der Tagesordnung. Bestechliche Richter sprechen Recht für Geld. Jeglicher Gemeinschaftssinn ist verloren gegangen. Der Prophet klagt das Unrecht an. Sein Buch ist ein Buch für alle diejenigen, die sich auch heutzutage nicht damit abfinden können, dass die Welt so ist, wie sie ist. Denn wer die scharfen, entlarvenden Worte liest, wird nicht umhin können, die Zeitung daneben zu legen und kaum weniger wütend zu sein über Ausbeutung, Korruption und Rechtsbeugung an so vielen Orten dieser Welt in der Gegenwart. Manchmal liegt das Übel ganz nahe. Micha vergleicht die Reichen und Einflussreichen mit Metzgern, die ihren wehrlosen Opfern die Haut abziehen und ihr Fleisch zerlegen. Kein Schelm ist, wer jetzt an Tönnies denkt. Die Zahl der Corona-Infektionen im Schlachtbetrieb vor unserer Haustür und die sich daraus ergebenden Folgen für den Kreise Gütersloh, Warendorf und noch weit darüber hinaus schockieren. Schuldige und Verantwortliche für diese Katastrophe sind schnell gefunden und benannt. Clemens Tönnies an der Spitze, aber auch Politiker und Behörden, die viel zu lange geschwiegen und tatenlos mit angesehen haben, was in der Fleischbranche allgemein und nicht allein dort vor sich geht. Auch die Infizierten selbst sind gegenwärtig einem Spießrutenlauf ausgesetzt, vornehmlich Arbeitskräfte aus Südosteuropa, angeworben und beschäftigt über Sub-Sub-Unternehmer mit Niedrigstlohn-Knebel-Werksverträgen und einquartiert in heillos überbelegte Unterkünfte – häufig in Schrottimmobilien. Dieses ganze System ist krank und menschenunwürdig. Corona ist der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen bringt, dessen Füllstand bis zum Rand allerdings lange vorher schon uns allen vor Augen stand oder hätte stehen können. Wir alle sind Teil des Systems und tragen Mitschuld an den herrschenden Verhältnissen und aktuellen Geschehnissen. Bevor wir also Schuldige oder Sündenböcke suchen und benennen, müssen wir selbst unser eigenes Verhalten kritisch hinterfragen und dürfen nicht die Augen verschließen vor dem Unrecht, das unser eigenes Tun oder Lassen schafft, ermöglicht oder zulässt. Am vergangenen Samstag war in der Neuen Westfälischen ein bedenkenswerter Leserbrief eines Herrn Wildenhof abgedruckt zum Thema, den ich an dieser Stelle in voller Länge zitieren möchte. Da heißt es: „Hunderte Infizierte, Tausende in Quarantäne, der Kreis schließt Schulen und Kindertagesstätten und weitere Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV2 sind nicht ausgeschlossen. Viele geben jetzt der Firma Tönnies bzw. Herrn Tönnies die Schuld. Aber ist es nicht zu einfach? Ist Tönnies nicht das Werk all jener, denen billig vor Qualität geht? Ist Tönnies nicht erst entstanden, weil vielen Menschen die Preise beim Fleischer nebenan zu teuer waren und sie lieber im Supermarkt oder beim Discounter kauften? Das Virus zeigt uns allen sehr deutlich, wie klasse es die ‚Geiz-ist-geil‘- Mentalität findet, egal ob in der Fleischindustrie, bei den umweltbelastenden und teilweise selbst giftigen Produkten aus Fernost oder Schnittblumen aus Afrika, die früher so gut wie jedes Blumengeschäft im eigenen Gewächshaus selbst gezogen hatte. Das Virus kommt nicht von ungefähr und es werden weitere folgen, wenn kein Umdenken stattfindet.“ Zitat Ende.

Jüngst hat mitten in der Stadt der Weltladen Gütersloh neu eröffnet. Manche ärgern sich darüber, andere schütteln verständnislos den Kopf und prophezeien ein rasches Ende des ehrgeizigen Unternehmens. Aber es gibt auch solche, die denken und die sagen: Gerade jetzt und gerade an diesem Standort. Die angebotenen Waren sind allesamt hochwertig und brauchen sich nicht zu verstecken hinter vergleichbaren in anderen Geschäften. Ja, manche kosten ein paar Cent oder auch Euro mehr. Aber dieses Mehr bedeutet einen Mehrwert, der in Euro und Cent gar nicht ausgedrückt werden kann: nämlich Fairness gegenüber Produzenten, Gerechtigkeit und Menschenwürde im Blick auf Arbeitsbedingungen. Bio steht häufig auch noch auf den Verpackungen, das heißt: es wird auf natur- und ressourcenschonende Produktionsbedingungen geachtet zum Wohle unseres Planeten. Für uns gibt es nur diese eine Erde. Meine Empfehlung: Verzehren Sie zum Beispiel eine Tafel Schokolade weniger, was ja auch gar nicht ungesund ist, gönnen Sie sich aber dann und wann eine aus dem Weltladen. Ich verspreche Ihnen: Sie werden begeistert sein von Geschmack und Qualität. Und sollten Sie einen richtig guten fair gehandelten Wein suchen, so sprechen Sie mich gerne einmal darauf an. Ich bin mir selbst und auch Ihnen gegenüber diesbezüglich ganz ehrlich: Das erste und wichtigste Kriterium für mich lautet: Der Wein, die Schokolade, der Kaffee oder ein anderes Genussprodukt muss von guter Qualität und schmackhaft sein. Wenn es darüber hinaus fair gehandelt und mit einem Bio-Label versehen ist, um so besser. Fair und Bio allein ist für mich aber nicht alleiniges Kaufargument, vor allem dann nicht, wenn das Produkt die Magenschleimhaut schmerzhaft angreift oder – mit Loriot gesagt – so ein pelziges Gefühl auf der Zunge hinterläßt.

Nächstes Thema: Karstadt. Die jüngst beschlossene und verkündete Schließung des Standortes Gütersloh trifft vor allem die bisher dort Beschäftigten, aber auch die gesamte Stadt als eine weitere Katastrophe. Ja, wir lasen und hörten von finanzieller Schieflage seit Jahren, auch von Missmanagement in der Vergangenheit. Corona hat dem Unternehmen nun einen weiteren Stoß versetzt. Wir beobachteten und beobachten das mit Sorge. Jetzt empfinden wir Enttäuschung, vielleicht auch Zorn oder Trauer und wir fragen uns bange: Was wird werden? Aber ebenso sollten wir uns fragen: Tragen nicht auch wir mit unserem Kaufverhalten Mitverantwortung dafür, dass unsere Innenstädte mehr und mehr veröden, dass Fachgeschäfte und sogar Kaufhäuser mit breitem Sortiment verschwinden und offenbar nur noch 1-Euro-Shops, Handyläden oder Nagelstudios überleben können, während Internetriesen wie Amazon Milliardenumsätze generieren und weiter und weiter wachsen?

Liebe Gemeinde, ich spreche heute sehr konkret. Denn der vorgegebene Predigttext ist ein prophetischer Text. Und was die uns überlieferte biblische Prophetie auszeichnet, ist eben genau dies: Sie schließt nicht die Augen und den Mund vor den Missständen und drängenden Herausforderungen der jeweiligen Zeit. Sie will aufrütteln, sie will warnen. Sie will zur Besinnung und Umkehr führen. Möglich ist das aber nur dann, wenn Unrecht und Übel nicht totgeschwiegen werden. Nein, das darf um Gottes willen nicht sein. Der Prophet Micha stellt ihn uns vor Augen als den, dessen Vergebung den Zorn noch nicht hinter sich gelassen hat: Die Sünden, dieses himmelschreiende Unrecht, dass den einfachen Leuten widerfahren ist, tritt er kurz und klein und schleudert es ins Meer. Er kann diesen Irrsinn nicht länger mehr ertragen. Er handelt, um etwas Neues zu schaffen. So gibt er seinem Zorn eine klare Richtung: Er tritt die Tat, er trifft das Unrecht selbst und nicht die Täter. In gleicher Weise hat Jesus gehandelt im Umgang mit denen, die Schuld auf sich geladen hatten. Ihre Taten spricht er schonungslos an und verurteilt sie, diejenigen aber, die sich verschuldet haben, nimmt er an und spricht sie frei. So eröffnet er ihnen die Möglichkeit zur Besinnung und Richtungskorrektur auf neuen Wegen. Auf diesen Jesus blickend und ihn als Christus bekennend, stehen wir, liebe Gemeinde, in seiner Nachfolge. Auch wir wissen uns durch ihn begnadigt und befreit, angenommen und geliebt und brauchen gerade deshalb bestehendes Übel nicht zu verschweigen. Gott in und durch seinen Christus eröffnet uns einen weiten Raum für Neues dank des Zuspruches der Vergebung, der uns ermutigt und kräftigt zu einem Leben und Zusammenleben, das gekennzeichnet ist von Gerechtigkeit und Gemeinsinn. Dankbar dafür und darüber staunend können wir deshalb nun auch mit Micha sprechen: Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Amen.

Ihr Pfarrer Eckhard Heidemann

Predigt: Exaudi, 24.05.2020, Jer. 31,31-34

31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,

32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR;

33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.

34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

 

Liebe Gemeinde,

ja, es ist oft schwierig – das mit unserem Verhältnis zu Gott.
Wenn es uns gut geht, vergessen wir ihn gerne.
Und wenn einmal etwas nicht so läuft, wie wir es uns gewünscht haben, dann hadern wir mit ihm und fragen wo er denn sei und warum er nicht eingreift und hilft.
Und in den Zeiten der Pandemie sprechen sogar einige davon, dass dies Gottes Strafe für unseren Ungehorsam sei. Aber das ist natürlich völliger Quatsch.
Trotzdem: Nur zu gerne hätten wir Gott als jemanden an unserer Seite, der für uns verfügbar ist und den wir zu unserem Vorteil beeinflussen können.
Aber genau so ist Gott nicht.
Er ist für uns nicht verfügbar.
Und er lässt sich auch nicht durch uns manipulieren oder beeinflussen.
Gott ist mehr, als wir begreifen können.
Und auch sein Handeln können wir nicht „begreifen“ – im Sinne von: mit unseren Händen greifen und festhalten – mit unserem Verstand erkennen und verstehen.
Gott ist mehr und größer.
Und vor allen Dingen haben wir ihn nicht in unserer Hand.
Aber das Umgedrehte gilt: Gott hat uns in seiner Hand.
Nicht wir ihn – aber er uns !
Und seine Hand meint es gut mit uns – auch dann noch, wenn wir vielleicht einmal denken, dass sie uns zu fest drückt.

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Gerade haben wir einen Abschnitt aus dem Prophetenbuch des Jeremia gehört.
In diesem Abschnitt ging es auch um das Verhältnis zwischen Mensch und Gott.
Dabei erinnert der Prophet seine Zuhörerinnen und Zuhörer an die lange Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel.
An der Hand habe er dieses Volk genommen und aus der ägyptischen Sklaverei in die Freiheit geführt.
Genau an dieses Volk habe Gott sich gebunden.
Diesem Volk hat er seine Liebe geschenkt.
Er hat sich ihrer in ihrer größten Not angenommen.
Aber dieses Volk hat Gott nicht für sein Tun gedankt, sondern hat sich vielmehr von ihm abgewendet.
Es hat den Bund, den Gott mit ihm geschlossen hat, nicht erwidert, sondern gebrochen.
Und Gott ?
Er lässt sich „Gott sei Dank“ nicht so schnell von uns frustrieren.
Er kündigt vielmehr einen neuen Bund an, den er mit seinen Menschen schließen will.
Und jetzt sollen die Gesetze Gottes nicht mehr nur in Stein gemeißelt im Tempel von Jerusalem stehen,sondern seine Gesetze will Gott in die Herzen der Menschen geben.
Alle sollen so erkennen, dass er ihr Gott ist – und dass sie seine Menschen sind.
Sozusagen eine Verbindung von Herz zu Herz mit nichts dazwischen, was trennen könnte.
Und weil es immer etwas gibt, das uns von Gott trennt, nimmt Gott dies zuvor weg.
Wir haben ja von ihm gehört:
„Denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.“
Gott selbst nimmt weg, was uns von ihm trennt.
Er nimmt weg, was uns untereinander trennt.
Und er nimmt weg, was uns davon abhält die Menschen zu sein, zu denen er uns eigentlich erschaffen hat.
Und dann kann das auch klappen mit der Verbindung von Herz zu Herz – mit der Verbindung, bei der uns nichts von unserem Gott trennt.

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Aber wie gesagt: Das mit unserem Verhältnis zu Gott ist schwierig.
Denn zu selbstverständlich meinen wir, dass wir die Herren dieser Welt sind.
Nur zu gerne nutzen wir hemmungslos die Möglichkeiten dieser Erde anstatt sie verantwortlich „zu bebauen und zu bewahren“.
Immer weiter verschieben wir die Grenzen des Möglichen ohne die Konsequenzen zu bedenken oder auch nur zu kennen.
Wohin mit dem Atommüll ? Wir wissen es nicht wirklich.
Was ist mit dem Nitrat in unserem Grundwasser ?
Was ist mit dem Ausbreiten von multiresistenten Keimen durch den massenhaften Gebrauch von Antibiotika ?
Was ist mit den sogenannten Lieferketten ? Wollen wir uns wirklich für die Menschenrechte in Asien einsetzen oder doch nur lieber von einer billigen Produktion profitieren ?
Vom Klimawandel mit all seinen Folgen ganz zu schweigen ?
Für mich haben diese – und noch ganz viele weitere Fragen – mit unserem Verhältnis zu Gott zu tun.
Oder sollte ich besser sagen: Mit unserem „Nichtverhältnis“ zu ihm ?
Mit unserem Abwenden von ihm, wie es schon vor über 2 ½ tausend Jahren – wir haben es gehört – das Volk Israel tat ?
Überall da, wo wir Menschen meinen, wir brauchen Gott nicht, geht etwas schief.
Überall da, wo wir uns selbst zum Maßstab und uns selbst zu Göttern erheben, geht noch mehr schief.
Überall da, wo wir meinen Gott spielen zu können, schaufeln wir uns langfristig gesehen selbst unser Grab.
Haben wir nicht erst vor Kurzem erkennen müssen, wie wenig wir einen kleinen Virus im Griff haben ? Einen Virus, der in kürzester Zeit das Leben auf der ganzen Erde völlig auf den Kopf gestellt hat und immer noch stellt ? Wir sehen es ja auch an der Art, wie wir z.Z. Gottesdienst feiern müssen.
Und noch viel weniger gelingt es uns auf dieser Erde Frieden für alle zu erreichen – und eine gerechte Verteilung der Güter dieser Erde – und freien Zugang zu Schule und Gesundheitswesen – und zu sauberem Trinkwasser !
Denn genau das ist das Problem, dass wir Menschen meinen wir hätten alles selbst im Griff – und das Gegenteil ist der Fall.
Das ist unsere „Missetat“ und unsere „Sünde“ – wie wir es gerade aus dem Mund des Propheten gehört haben.
Wir haben noch nicht einmal diese Erde im Griff.
Wieviel weniger haben wir dann den Gott im Griff, der Schöpfer Himmels und Erdens ist !
Heute halten uns die alten Worte der Bibel einen Spiegel vor, in dem wir genau dies erkennen.

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Wir haben Gott nicht im Griff – aber er uns.
Und dabei meint er es gut mit uns, auch wenn seine Geschichte mit uns Menschen in vielen Teilen eine Geschichte der nicht-erwiderten Liebe ist.
Dabei will er genau mit seiner Liebe unser Herz anrühren.
Er will unser Gott sein und wir dürfen seine Menschen sein.
Lassen wir das doch einfach einmal zu und vertrauen uns ihm an – und vertrauen wir den Geboten, die er ebenfalls mitten in unser Herz pflanzt.
Sie wollen uns helfen Mensch zu sein – im Gegenüber zu unserem Gott und im Miteinander zu allen Menschen hier auf der Erde.
Werden wir demütiger, denn wir sind nicht die Herren dieser Erde.
Werden wir verantwortlicher in unserem Umgang mit dem, was Gott uns anvertraut hat.
Und werden wir achtsamer im Umgang miteinander.
Und vertrauen wir einfach darauf, dass es gut ist, dass Gott uns in seiner Hand hält – auch wenn wir ihn manchmal in dem, was geschieht und was er zulässt, nicht verstehen.
Dann ist unser Vertrauen darin gefragt, dass er trotzdem unser Gott ist und wir seine Menschen sein dürfen.

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Das alles sagt der Prophet schon vor über 2 ½ tausend Jahren den Menschen in Israel und Juda.
Und wir, die wir gerade vom Osterfest herkommen, wissen, dass diese Worte Gottes bis heute auch für uns gelten.
Vertrauen wir ihnen – mehr, als wir uns selbst vertrauen, und auch mehr, als wir anderen Menschen vertrauen.
Vertrauen wir uns immer wieder neu dem Gott an, der „unsere Missetat vergibt und an unsere Sünde nimmermehr gedenkt“.
Der mit seinem Herz auch unser Herz anrührt.
Der uns an die Hand nehmen will, damit wir zusammen mit ihm das Leben auf dieser Erde gestalten.
Oder ganz einfach mit den Worten Gottes aus unserem Text gesagt:
„Sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.“
Lassen wir zu, dass es so ist !

Amen.

Ihr Pfarrer Ulrich Klein

Stefan M. P:
Lieber Stefan,
in meinen Augen ist ein wichtiger Bestandteil des heutigen Aktionstages neben der Sichtbarkeit nach außen  durch Stände, Musik, Luftballons oder Flaggen die innere Sichtbarkeit des Themenkomplexes sexuelle, emotionale und geschelchtliche Identität. Dabei ist für mich entscheident erst den Menschen als ganzes zu betrachtet und dann auf die selbstdefinierten Zuschreibungen zu schauen. Die Worte "Ich bin... trans*/schwul/lesbisch etc." ändern nichts an dem Menschen in seiner Gesamtheit. Allerdings besitzen die Worte des Comings-outs eine Wirkung, die von vielen gesellschaftlichen Normen befreit und eine innere Sichtbarkeit schafft für das eigene Sein. Jedes Outing und jede Regenbogenflagge ist ein Statment. Sieh her, hör hin. Es gibt mich und ich bin in meinem Menschsein in einer Facette so oder so. Die Normen in denen wir leben lassen Abweichungen selten zu. Jede Abweichung muss erklärt, benannt werden. Ich will diese Abweichungen benennen und klar machen, dass es keine sind, sondern das es sich dabei um gesellschaftliche Realitäten handelt, die Sichtbarkeit verlangen, nach innen wie nach außen.

Stefan S.:
Ich möchte, lieber Stefan,
deinen Gedanken eine biblische Perspektive an die Seite stellen:  Das “Hier bin ich” des Mose am brennenden Dornbusch. Die erzählte Situation gehört zu den Schlüsselszenen der Bibel: Gott sieht das Elend und hört das Seufzen seines Volkes, das in der Sklaverei gequält und geschunden wird. Er will es in die Freiheit führen und spricht dazu Mose an. Der ist ins Exil ins Ausland geflohen und gerade in der Steppe unterwegs, jenseits des normalen Alltags. Da trifft ihn der Anruf Gottes. Und er antwortet: “Hier bin ich!”

Darum geht es immer wieder im Menschsein, finde ich:  Dass du sagen kannst: “Hier bin ich.” - dann, wenn Du gefragt bist oder angesprochen, wie immer das sein mag: ein Mensch, der dich jetzt in diesem Moment gerade braucht, oder eine plötzliche Klarheit: ja, das ist jetzt dran für dich! Oder vielleicht eher eine Ahnung, eine Sehnsuchtsspur: da zieht es dich hin. Es gibt diese Rufe, die dir im Leben entgegen kommen und darin – möglicherweise - auch die Stimme Gottes.

“Hier bin ich” – darauf kommt es an, das sagen, das leben zu können: mit deiner Person, so wie Du geschaffen und geworden bist: mit deinen Gaben und Grenzen, mit deiner Lust, deiner Art zu lieben, mit Deinen Unsicherheiten und Verletzungen. Du! Du musst das nicht als strahlende Heldin sagen: „Hier bin ich!“ oder als cooler Typ. Es geht darum, dass Du dich zur Verfügung stellst, so wie es Dir gerade möglich ist.
Es gibt für uns Menschen, die wir sagen können: „Hier bin ich“ und die darin ja ganz unterschiedlich sind, etwas Verbindendes: Wir sind immer wieder gefordert, und ich würde sagen:  von Gott gerufen, diese Welt solidarischer, menschlicher, klimafreundlicher zu gestalten. Sie zu einem guten Ort für alle zu machen. Gerade jetzt, wenn wir nach Corona uns neu ausrichten! Wenn wir das Anders-Sein  des Menschen neben uns, der das auch sagt: „Hier bin ich“, wenn wir das nicht bekämpfen oder abwerten, sondern als Reichtum begreifen, dann können wir uns dabei einander stärken. Dann können wir einander helfen, uns dieser Kraft Gottes zu öffnen, die uns befreit.

Stefan M. P.:
Hier, bin ich! Ein Satz, der schwer über die Lippen geht, wenn die ganze Welt gegen einen zu stehen scheint. Wenn die Vorstellungen der anderen über das eigene Leben einen zu erdrücken scheinen, dann ist ein leises “Hier bin ich” ein Satz voller Hoffnung, Vertrauen und Freiheit. Auch, wenn du der einzige Menschen bist, der hört wie du ihn sagt. Du bist der Menschen, der die Freiheit hat Mensch zu sein – mit jeder Facette.

Diese Freiheit verblasst, wenn Gewalt, verletzende Worte und Verleumdung, das eigne Leben pflastern. Aber glaub mir, es wird Menschen geben, die dir zur Seite stehen, eine Schulter einbieten und den Weg mit dir gehen. Es wird Menschen geben, die aufstehen gegen Gewalt, in Taten und Sprache. Es wird Menschen geben, die mit einem lauten “Wir sind hier!” sich gegen jede Verleumdung stellen und sichtbar sind, für und mir dir! Es gibt Menschen, die noch suchen nach den Worten, wie sie leben, lieben und sind. Es gibt Menschen, wie dich!

Und dein “Ich bin hier, ich bin trans*.

Dein “Hier bin ich, ich bin lesbisch.”

Dein “Ich bin bi, ich bin hier.” Wird ein Teil von dem lauten, unüberhörbaren und kraftvollem “Wir sind hier! Wir sind queer!”

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Liebe Gemeinde,

der Name dieses Sonntags trägt den Namen „Kantate“ – Singt!

In der Tat wären unsere Gottesdienste gar nicht denkbar ohne Musik und Gesang. Martin Luther vertrat die These, dass der, der singt, doppelt betet – entsprechend leben unsere Gottesdienste auch von dem Gesang der Gemeinde, von der Musik, die unsere zahlreichen Chöre und Bläserchöre im Gottesdienst zu Gehör bringen und natürlich von der Orgel, der Königin der Instrumente. Wenn wir ab dem 17. Mai endlich wieder Gottesdienst feiern dürfen, ist aber genau der Gesang das, was wir aufgrund drohender Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus nicht tun dürfen. Das ist schade und wird uns allen sicherlich mehr als schwer fallen, es muss uns aber nicht daran hindern, trotzdem auch mal ein geistliches Lied vor uns hin zu summen und dabei zu bedenken. In diesem Sinne lade ich Sie und euch herzlich ein, das Wochenlied des Sonntags Kantate „Du meine Seele, singe“ zu singen, trällern, pfeifen. Paul Gerhardt hat dieses Lied als

Nachdichtung des Psalms 146 verfasst.

Paul Gerhardt war nicht nur Dichter, er war Pfarrer und Theologe – und wusste, dass hier im hebräischen Originaltext das Wort „nefesch“ steht. Dieses Wort, das meist mit „Seele“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich „Kehle“, also den Ort im Körper, aus dem das Lob erklingt, die Sprache, der Gesang. „Gott loben“, Gott singen, ist etwas Ganzheitliches, mein ganzer Körper ist gefordert und meine Gefühle sind auch angesprochen. Genau darum kann Paul Gerhardt hier die Seele zum Singen auffordern, denn Kehle und Seele haben durchaus etwas miteinander zu tun: Viele Ängste und Sehnsüchte, viele seelische Empfindungen werden mit Hilfe meiner Kehle ausgedrückt. Die Kehle kann wie zugeschnürt sein, aber sie kann auch die eigene Stimmung, die eigene Stimme hindurchlassen und weinen oder schluchzen, brummen oder summen, oder auch singen, lachen, juchzen, jubeln und loben.

 

Im 146. Psalm betet der Psalmist:

Hallelujah! Lobt Gott!

Meine Lebenskraft lobe den Heiligen.

Ich will den Heiligen loben, solange ich lebe,

ich will für meinen Gott musizieren, solange ich bin.

Vertraut nicht auf Vornehme,

auf Menschen, bei denen keine Hilfe ist.

Verlässt sie ihr Geist, werden sie wieder zu Erde,

an jenem Tag, an dem ihre Pläne verloren gehen.

Glücklich die Menschen, deren Hilfe der Gott Jakobs ist,

deren Hoffnung sich auf den Heiligen, ihren Gott, richtet,

der Himmel und Erde gemacht hat,

das Meer und alles, was in ihm ist,

der seine Zuverlässigkeit ewig bewahrt.

Er schafft den Unterdrückten Recht,

gibt den Hungrigen Brot,

der Heilige lässt die Gefangenen frei.

Der Heilige öffnet die Augen der Blinden,

der Heilige richtet die Gebeugten auf, der Heilige liebt die, die gerecht handeln.

Der Heilige bewahrt die Fremden,

Waisen und Witwen richtet er wieder auf,

aber den Weg der Gewalttätigen macht er krumm.

Der Heilige herrscht ewig,

dein Gott, Zion, von Generation zu Generation.

Hallelujah, lobt Gott!

 

(Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache; „nefesch“, die Kehle oder die Seele, wird hier als „Lebenskraft“ übersetzt)

 

“Du, meine Seele, singe, wohlauf und singe schön”, so hat Paul Gerhardt gedichtet. Und wie ist es bei mir? Müssten die Werke Gottes, wie sie im Psalm aufgezählt sind, nicht auch bei mir einen Lobgesang auslösen? Die Worte gehen in mein Ohr, aber gelangen sie auch tief genug in mein Herz? Lösen sie dort einen unmittelbaren Lobgesang aus? Ich glaube, eine Schwierigkeit liegt schlicht und ergreifend darin, dass diese Zusagen mich in Wirklichkeit nicht betreffen. Ich bin weder unterdrückt, noch leide ich Hunger, ich bin weder blind noch von einer schweren Krankheit betroffen, ich bin nicht fremd in diesem Land und musste auch nicht als Waisenkind aufwachsen. Es geht mir so gut, dass ich immer Gefahr laufe, Gott zu vergessen und ihm für seine Werke zu danken. Immer wieder gibt es Zeiten in meinem Leben, in denen Gott bestenfalls als einer vorkommt, der im fernen Himmel thront, überirdisch und unnahbar, ein Gott, von dem ich gar nicht erwarte, dass er in mein Leben eingreift.

Ich glaube, für Menschen wie uns, die in einem reichen mitteleuropäischen Land leben, ist es nicht leicht, die Kraft der Worte des 146. Psalms nachzuspüren. Vielleicht haben wir ja sogar Angst davor, dass sich dieser Gott uns zu sehr nähert. Denn dann könnte es ja sein, dass er uns und unser geordnetes Leben stört. Eigentlich ist das Bild von einem lieben Gott im Hintergrund doch ganz schön, der mit seiner Allmacht dafür sorgt, dass alles so bleibt, wie es ist und keine einschneidenden Veränderungen passieren.

Aber: Wer Gott in einen entlegenen Himmelswinkel entrückt, tut damit zweierlei: Erstens: Er verlässt sich auf sich selbst und/oder auf andere Menschen, Machthaber, Aufschwungversprecher und Gesundheitsversicherer. Der Beter des 146. Psalms warnt eindringlich vor solch einer Haltung. Es ist gefährlich, sagt er, sich auf Menschen zu verlassen, bei denen es am Ende eben doch keine Hilfe gibt.

Das Zweite ist, dass ich mich von Gott nicht mehr ansprechen lasse auf meine Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt und für die Bewahrung der Schöpfung.

Dabei sollen wir Christinnen und Christen wissen, dass Gott kein ferner Gott ist. Dass unser Gott sich nicht in eine entlegene Ecke drängen lässt. Mindestens an Weihnachten und in der Passions- und Osterzeit erinnern wir uns daran, dass Gott ein menschennaher Gott ist, ein Gott, der auf der Seite der Menschen steht, die in und an ihrem Leben leiden. Gott ist nicht im Himmel zu suchen, sondern auf der Erde! Er kommt uns nahe, wo wir ihn möglicherweise gar nicht erwarten: in einem Hungernden, in einer Gefangenen, in einem sexuell missbrauchten Mädchen oder in einem kleinen Jungen, der ohne Vater aufwachsen muss, weil die Eltern sich getrennt haben. Vielleicht wird Gott uns in ihnen richtig lästig, er stört uns in unserem Alltagsleben. Weil Gott will, dass wir an der Gerechtigkeit in dieser Welt mitwirken. Er möchte nicht nur unsere Augen öffnen für die schreiende Ungerechtigkeit in dieser Welt. Er möchte, dass wir dagegen angehen, dass wir eintreten für mehr Frieden und für eine Zukunft, in der unsere und alle Kinder in Freiheit und ohne Angst aufwachsen können.

„Gerechtigkeit ist ein Name für Gott in der Hebräischen Bibel“, hat die große Theologin Dorothee Sölle einmal zusammenfassend über das Alte Testament, die Hebräische Bibel gesagt. Auch unser Psalm ist solch eine Zusammenfassung. Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit, das wird hier aufgedröselt und konkretisiert: Die Unterdrückten sollen Recht erhalten, Hungrige zu essen bekommen, Gefangene frei werden und Blinde sehen. Gebeugte werden aufgerichtet und Fremde – wir würden heute sagen: Migrantinnen, Flüchtlinge und Asylsuchende – bewahrt, Waisen und Witwen wird geholfen. Gott liebt Gerechte, diejenigen, die seine Gerechtigkeit tun, in seinem Geist handeln. Die die Tora, die Worte der Schrift, nicht nur hören, sondern auch tun.

Jeder Blick in die Zeitung, aber oft auch schon ein Blick über den Zaun in die Nachbarwohnung zeigt mir, wie ungerecht es auf der Welt zugeht. Gewalt gegen Frauen und Kinder, Arbeitslosigkeit und Entlassungen, damit der Konzern noch größere gewinne einfährt, sklavenähnliche Produktionsbedingungen für Millionen Frauen, die unsere billigen T-Shirts und Turnschuhe herstellen...Von Gerechtigkeit sind wir weit entfernt. Gott steht auf der Seite der Unterdrückten, derjenigen, denen Unrecht geschieht.

Aber Gott beseitigt dieses Unrecht nicht durch ein Fingerschnipsen. „Gott ist stärker als alles Leid dieser Welt und kann es trotzdem nicht verhindern. Das verstehe, wer will oder kann. Ich verstehe es nicht. Aber es ist das, was ich erlebe.“ Hat die Dichterin Carola Moosbach gesagt.

Gerade weil die Welt nicht gerecht ist, sind die Lobgesänge, wie unser Psalm einer ist, so wichtig. Im Lobpreis der Gerechtigkeit Gottes erinnern wir uns an unsere Vision, unsere Hoffnung auf eine gerechte Welt. In der die Herrschaft Gottes aufgerichtet ist, wie der letzte Vers unseres Psalms sagt. Die Erinnerung an diese Vision erinnert uns auch daran, dass wir es sind, die an dieser Vision mitarbeiten können. Auch in unserer Kirche, auch im Gottesdienst.

Gerechtigkeit heißt mehr als Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen. Gerechtigkeit in biblischem Verständnis heißt nicht nur, obgleich das schon viel ist, gleiche Rechte und Gesetze für alle. Wir müssen genauer hinschauen, wer was braucht, um zu seinem, zu ihrem Recht zu kommen. Nicht für alle das gleiche, sondern für jeden das, was er oder sie braucht für ein erfülltes Leben, ein Leben in Fülle. Das ist die Gerechtigkeit Gottes.

Halleluja. Diesen Gott der Gerechtigkeit will ich gerne mit meiner ganzen Lebenskraft loben, solange ich lebe. Lobt Gott, lobt den Heiligen! Halleluja. Amen!

 

Du meine Seele, singe

1) Du meine Seele, singe, / wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge / zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben / hier preisen auf der Erd;
ich will Ihn herzlich loben, / solang ich leben werd.

2) Wohl dem, der einzig schauet / nach Jakobs Gott und Heil!
Wer dem sich anvertrauet, / der hat das beste Teil,
das höchste Gut erlesen, / den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen / bleibt ewig ungetrübt.

3) Hier sind die starken Kräfte, / die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte, / die Seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde / mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzähl´ge Herde / im großen wilden Meer.

4) Hier sind die treuen Sinnen, / die niemand Unrecht tun,
all denen Gutes gönnen, / die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden, / und was Er spricht, geschicht,
und wer Gewalt muß leiden, / den schützt Er im Gericht.

5) Er weiß viel tausend Weisen, / zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen / zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen / oft bei geringem Mahl;
und die da sind gefangen, / die reißt Er aus der Qual.

6) Er ist das Licht der Blinden, / erleuchtet ihr Gesicht;
und die sich schwach befinden, / die stellt Er aufgericht´.
Er liebet alle Frommen, / und die Ihm günstig seind,
die finden, wenn sie kommen, / an Ihm den besten Freund.

7) Er ist der Fremden Hütte, / die Waisen nimmt Er an,
erfüllt der Witwen Bitte, / wird selbst ihr Trost und Mann.
Die aber, die Ihn hassen, / bezahlet Er mit Grimm,
ihr Haus und wo sie saßen, / das wirft Er um und um.

8) Ach ich bin viel zu wenig, / zu rühmen Seinen Ruhm;
der Herr allein ist König, / ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre / gen Zion in Sein Zelt,
ist´s billig, daß ich mehre / Sein Lob vor aller Welt.

 

 

 

 

 

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