Liebe Gemeinde!
Jubilate, so heißt dieser Sonntag und der Name ist Programm: Jubelt, seid fröhlich, freut euch des Lebens, das Gott euch schenkt.
Der Beter des 66. Psalms spricht:
Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht. Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen. Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. Er verwandelte das Meer in trockenes Land, sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns seiner freuen. Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker. Die Abtrünnigen können sich nicht erheben. Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Ja, liebe Gemeinde, Gott wollen wir loben in diesen Tagen, in denen der Frühling mit Macht Einzug hält und die Natur geradezu ‚explodiert‘. Zugleich aber hat sich in diesem Jahr die Corona-Pandemie wie ein dunkler Schleier über die ganze Welt gelegt. Verunsicherung, Angst, Sorge angesichts der weiterhin steigenden Zahl der Infizierten und Trauer um die vielen Verstorbenen bestimmen das Leben und das Zusammenleben auf Abstand. Fröhliche Konfirmationsgottesdienste mit großer Teilnehmerzahl, wie sie an diesem Sonntag für gewöhnlich landauf, landab gefeiert werden, sind auf später verschoben worden.
In der Krise fragen wir verstärkt nach Halt und Trost. Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext gibt Antwort.
Im 15. Kapitel des Johannesevangeliums heißt es:
Jesus spricht:
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Vor einigen Jahren besuchte ich eines der Weingüter im weltbekannten nordkalifornischen Sonoma-Tal. Während ich mit Genuss verschiedene Weine verkostete, fragte ich den freundlichen Herrn hinter der Theke nach dem Grund für die hervorragende Qualität der Abfüllungen.
Antwort 1: „Das Wissen und das Können des Winzers und aller seiner Mitarbeitenden trägt ganz wesentlich dazu bei, dass nur erstklassige Weine den Weg in die Flaschen finden. Viel Arbeit ist nötig bis zum fertigen Produkt. Vor jeder Saison müssen alle Weinstöcke sorgsam zurückgeschnitten werden. Und sobald sich die ersten Trauben gebildet haben, werden größere Weinblätter entfernt, damit die Früchte nicht zu sehr beschattet sind, sondern ausreichend Sonne tanken und Süße entwickeln können. Nach der Lese sind dann etliche weitere Arbeitsschritte nötig und auch viel Geduld.“
Antwort 2: „Die Bodenbeschaffenheit und die Witterungsbedingungen sind entscheidend für die Qualität eines Weines. Das Sonoma-Tal gehört zu den weltbesten Lagen.“
Antwort 3: „Unsere Weine werden aus Trauben von alten Weinstöcken gekeltert. Es findet keine künstliche Bewässerung statt. Die Wurzeln der knorrigen Stämme reichen tief hinab ins Erdreich. Die Pflanzen müssen sich quälen, um an das lebenswichtige Nass zu gelangen. In den Trauben sammelt sich nur wenig Flüssigkeit an. Sie bleiben klein, aber entwickeln so ein besonders intensives Aroma.“
Jahrhunderte zuvor sprach Jesus zu seiner Zuhörerschaft: Genau solch ein Weinstock bin ich für Euch, die Reben. Tief wurzele ich im Boden, im Grund allen Seins. Mein und auch euer himmlischer Vater sorgt für uns. Er ist es, der uns das Leben ermöglicht, es erhält und vollendet. Er lässt wachsen und gedeihen und reifen. Untrennbar bin ich verbunden mit ihm und ihr durch mich. Denn ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Ich habe mich gequält und ich wurde gequält um euretwillen. Alles habe ich gegeben für euch, am Ende sogar mein Leben, auf dass ihr wisst: Es gibt keinen Ort, an den ihr sagen müsst, niemand ist da, der uns nahe ist und uns hilft und beisteht. Niemals und nirgendwo sei ihr verlassen und allein, nicht in Angst und Leid, nicht im Sterben und im Tod. Ich bin und bleibe bei euch allezeit. So bleibt auch ihr bei mir und an mir wie die Trauben am Weinstock. Ich bin derjenige, der euch hält und nährt mit Hoffnung und Liebe. Ohne mich könnt ihr nichts tun. Durch mich fließt euch zu, was ihr nötig habt im und zum Leben, nämlich Mut und Kraft in Zeiten der Not, der Anfechtung und Zweifel, Besonnenheit im Reden und im Tun, Güte und Liebe im Umgang miteinander und ein positiver Blick nach vorn mit nie versiegender Zuversicht dank eines festen Vertrauens in Gott und seinen guten Willen mit uns Menschen.
Mit Worten von Cornelia Napierski lasst uns beten:
Ewiger Gott,
ein erfülltes Leben möchte ich führen
voller guter Gaben und Möglichkeiten
in fester Beziehung
eng verwurzelt in dir
verbunden wie Weinstock und Reben
ich will dranbleiben am Strom des Lebens
dir immer mehr Raum in meinem Herzen geben
deine Liebe und Zuwendung annehmen
mich dir überlassen
damit du mich nährst und aufbaust
mich mit Kraft und Fülle beschenkst
du gibst mir festen Halt und neuen Mut
in sich verändernden Zeiten
in Verbundenheit mit dir kann ich
wachsen und reifen
frei atmen
vertrauensvoll in eine ungewisse Zukunft aufbrechen
deine Liebe und Zuwendung weitergeben
vernetzt mit dir und den Mitmenschen
kann Leben gelingen
und reiche Frucht unter den Menschen bringen.
Amen.
Bleiben Sie wohl behütet!
Ihr
Pfarrer Eckhard Heidemann